From: Steffen Hoffmeister, hoffmeis@wiwi.uni-frankfurt.d400.de
Subject: Die Fehde - Hoope II aus Rennfahrersicht (saulang!)
Date: Mon, 27 Sep 1999 01:20:59 +0100
Organization: Steffens Herbrennservice - schnell und unbürokratisch

Hi Leude,

vor ca. 2h bin ich aus Hoope zurueckgekommen, die stinkenden Klamotten
gaeren immer noch gut versiegelt in meinen wasserdichten Behaeltnissen
und ich verspuere das Beduerfnis, einen Bericht ueber die vergangenen
Racedays anzufertigen.
Urspruenglich hatte ich ja abgesagt, weil ich dachte, die ganze Sache
wuerde zu teuer werden, aber dank meinem Rennmechaniker und Fahrer
HarryA und seinen guten Verbindungen zu Industrie und Rennszene konnte
ich wesentliche Ersatzteile (Bremsbelaege und Reifen) zu verlockenden
Konditionen erwerben und entschied mich somit nach einer kurzen
Aufmunterung per mail seitens DC ("Wir [...] haben grad beschlossen dass
du doch nach Hoope mitkommst.") doch zu einer Teilnahme.
Zudem gab auch DonBlech vor, nicht teilnehmen zu koennen, da er mit der
Schwachklix noch zur Arbeit fahren muesse, was mich zum Verfassen einer
entsprechenden Ansage motivierte. 
Um der Nachwelt die ensprechenden Umstaende begreiflich zu machen, darf
ich an dieser Stelle eine entsprechende Passage aus einer Mail von
DonBlech in enduro@rrr zitieren:

DM> Na keine Sorge, irgendwann greif ich mir den Herrn
DM> Hoffmeister, ich leg ihn mir passend zurecht, brenn ihn
DM> her und filettier ihn! 

Hehe, aber dazu spaeter.
Erstmal zur Anreise: Am Donnerstag verzoegerte sich die Abfahrt etwas,
da Harry den Vormittag noch mit einem ueberlaufenden Vergaser an seiner
Zwiebacksaege zu verbringen hatte - wie sich spaeter herausstellen
sollte leider nicht sein Einziges Problem an diesem WE. Irgendwann kam
er dann aber doch, und wir trafen irgendwann nach Mitternacht in Hoope
ein, was uns aber aufgrund der fehlenden Wassermassen auf dem Boden
seltsam unbekannt erschien. Kein saftiges Schatzen der Schuhe beim
Laufen, keine schillernden Pfuetzen, nein, nur wuestenaehnlich trockener
Sand mit sehr wenigen vereinzelten Pfuetzchen.
Naja, egal, erstmal zwei Bier trinken, Zelt aufbauen und mit den bereits
anwesenden Personen kloenen, dann ab in's Zelt.
Am naechsten Tag war fuer Rennfahrer H. aus F. am M. erstmal R., aehhh,
Reifenwechseln angesagt, denn erfahrungsgemaess braucht man im
weichsandigen Untergrund von Hoope vor allem eins, naemlich Traktion.
Harry hatte mir einen fettstolligen Trelleborg mit Zschopau-Erfahrung
fuer hinten und einen nagelneuen MEFO fuer vorne mitgebracht.
Letzterer blieb aber nach meinen Reifenwechselbemuehungen am Hinterrad
zunaechst ungenutzt liegen, da ich die Einzel- und Mannschaftswertungen
im Fingerklemm-, Rumdilletier- und Schlauchfinalzerstoerungscontest
erwartungsgemaess fuer mich entschieden hatte. Schliesslich wollte ich
ja vor allem fahren und weniger zerstoeren, auch wenn aus meiner sig
vielleicht etwas anderes hervorgehen sollte.
Ich fuhr mich also leger warm, zwei Runden auf der schoen zu fahrenden
MX-Strecke und dann erstmal eine Runde 250EGS auf der Kindercrosstrecke.
Mein Teamchef Harry wurde vom blinden Ehrgeiz gepackt und wollte den
Spruch "it's not the bike, it's the driver" verifizieren, indem er sich
Astrids MTX125 auslieh, mit der er ebenfalls auf die Kindercrossstrecke
"stuermte" *g*.
Nachdem ich ihn ueberholt hatte, versuchte er verzweifelt, mich wieder
einzuholen, was ihm aber leider nicht gelang, 50PS reissen halt doch
etwas besser an... Klar, wir wissen alle, wie recht Harry mit seiner
anschliessenden Aussage hatte: "Noch eine Runde, dann haett' ich Dich
gekriegt!"
Somit war ich fuer den fruehen Nachmittag mental ausreichend
satisfiziert und liess mich kurz nieder, um Harry beim wegfahren mit
meiner DR zu beobachten und den weiteren Zuschauern eine weise
Prophezeiung zu machen: "Er wird sich ueber's rutschende Vorderrad
langmachen, jede Wette."
Es dauerte zwei Runden, und Harry pruefte die Beschaffenheit des
norddeutschen Sandes auf ihre kosmetische Eignung als Peeling-Maske.
Kurz darauf kam er mit entruestetem und grobgepeeltem Gesicht zurueck
ins nahegelegene Fahrerlager (Sichtweite *g*) und sprach von "Werkzeug"
und "sofort Reifenwechsel vorne".  Ich bedankte mich fuer das grosse
Engagement meines Testfahrers und Rennmechanikers, vertagte jedoch die
enstprechenden Arbeiten auf den Abend. Harry stellte leider im Laufe des
Nachmittags fest, dass sein Fichtenmopped wohl ein ernsteres Motorleiden
hatte, waehrend ich mir das erste mal die Endurostrecke anschaute.
Zwischendurch tauschte ich dann auch mal mit Benni Kittel das Fahrzeug
(YZ125 gegen DRplumpsack), was auf beiden Seiten zu grosser Belustigung,
wenn auch unter diametral entgegengesetzten Vorzeichen, fuehrte. ACH DU
KACKE, geht das Ding GEIL zur Sache! Ich fuehlte mich wie ein Koenig und
aergerte mich, dass niemand meine 345m hohen Spruenge und 50° Drifts
fotografierte oder filmte - was allerdings dadurch relativiert wurde,
dass Benni die ganze Zeit mit mir auf dem Video gewesen waere (bis auf
die Zeit, nachdem ich mich nach einer Panikbremsung wegen falsch
nachgefasstem Kurzhubgasgriff - WAAAHHHH!!! - elegant in einen Anlieger
waelzte um die geschmackliche Beschaffenheit des dortigen Sandes zu
eroertern).
- Ahem, ich muss mal kuerzen, sonst werd' ich ja nie fertig. -
Zeitsprung, Samstag, 9:30 oder so - Aufstehen, FuenfFingerkamm durch die
Haare, Kaffee trinken, Kippe rauchen, ei, feddisch mache zum Renne fahre
wie der Hesse sacht.
Derweil hatte mich die schreckliche Nachricht ereilt, das DonBlech
zugegen war und seinen pinkfarbenen Schwuchtelpanzer mit einer
geliehenen KTM400 vor meinem geschmackvoll-dezent verpackten
Astralkoerper ins Ziel bringen wollte.
Gespannt sah ich dem Cross-Rennen entgegen und harrte dem Start. Die
Startathmosphaere war wie ueblich genial, nach dem Fallen des Gatters
schoss die gesamte (und gluecklicherweise sehr heterogene) Meute auf die
erste 180° Links zu. Rasmus konnte seinen gewaltigen Materialvorteil
nicht umsetzen und huepfte neben mir auf den ersten Table, was mich ein
spannendes Rennen erwarten liess. Kurz konnte er sich vor mich
quetschen, um aber nach dem Bergaufsprung und der nachfolgenden Passage
in peinlichster Manier von mir hergebrannt zu werden - der
Rechts-Anlieger nach dem zweiten Table war meiner, harrharrharr! Ich
fuhr locker weiter, diesmal komplett ohne Sturz und der
schwuchtelfarbene Brustpanzer truebte ab dort kein weiteres mal meinen
scharfen und hochkonzentrierten Blick. Klar, wir wissen alle, wie recht
Rasmus mit seiner anschliessenden Aussage hatte: "Noch 427 Runden, dann
haett' ich Dich gekriegt!" HARRHARRHARR!!
Soweit so gut, dass Crossrennen war diesmal subjektiv viel schneller
vorueber als das letzte mal und ich genoss dank der demuetigenden
Herbrennung des Rasmus A. die folgenden Stunden bis zum Endurorennen mit
einem seligen Laecheln auf dem Gesicht. (Details ueber die restlichen
Plaetze, ahem, wird sicher einer der Orgs demnaechst verkuenden).
Nach ausreichender Staerkung und Regeneration folgte dann das 3h-Enduro,
dessen Strecke diesmal deutlich kuerzer und IMHO einfacher zu befahren
war als letztes mal - vor allem dank des gutmuetigen Wetters vor der
Veranstaltung, denn der Sand war diesmal als solcher zu erkennen und es
mussten keine sumpfigen Matschloecher durchfahren werden.
Dass Rasmus diesmal seinen gewaltigen Materialvorteil ausspielen konnte
und drei (kurze) Runden mehr schaffte als ich ist eigentlich nichts
anderes als selbstverstaendlich, zumal ich nicht mit einem Camelbag
ausgestattet war und neben zwei Trinkpausen auch eine Tankpause einlegen
musste. Leider war mein Rennmechaniker mit Wandern und Fotografieren
beschaeftigt, sodass ich zum Spritfassen den weiten Weg ins Fahrerlager
zuruecklegen musste. 
Nicht unerwaehnt bleibe an dieser Stelle auch, dass Rasmus zum Ankicken
seines geliehenen und bekreuzigten Hoellengeraetes auf die Hilfe von
Stenni (oder Stanni? - auf jeden Fall Stefanie), ihres Zeichens FRAU,
WEIBLICH, angewiesen war, was eigentlich mit mindestens vier Strafrunden
und Beschneidung vierten Grades (was immer das bedeuten soll) geahndet
werden sollte. Ach ja, Disqualifikation wegen Fremdhilfe moechte ich aus
Grossmut nicht ins Spiel bringen.
Zwischendurch hatte ich waehrend einer Trinkpause meine DR auch mal an
Tim F. verliehen, damit dieser sich nach dem Zustand von Andre
erkundigen konnte, der sich an einer Auffahrt die TT auf den Fuss
geworfen hat, was leider eine kurzfristige Operation noetig machte :-((
An dieser Stelle gute Besserung an Andre, halt die Ohren Steif!
(Besucher moegen ihm dies bitte ausrichten).
Das Rennen selbst war vorne wohl spannend, wie ich aus meiner
Perspektive allerdings nur an der Anzahl der Ueberrundungen durch die
Fuehrenden feststellen konnte. Dank nochmal an Kay fuer seine wirren
Blicke (nicht so oft an den Giftschrank gehen!) und speziell den Wheelie
auf dem Schotterstueck zu meiner Belustigung, ebenso an den
erstaunlichen Benni Kittel fuer die souveraenen lhg am Ende der kurzen
Auffahrt hinter dem Tuempel - da macht man doch doppelt so gerne Platz
;-). 
Marc fuhr mit der AT erstaunlich locker und vor allem saumaessig
froehlich ueber den Kurs, als kleine Sondereinlage auch mal mit Sozia
Astrid - bei dem Riesenhaufen offensichtlich kein nennenswertes
Mehrgewicht. An Astrid auch nochmal gute Besserung bezueglich des beim
Crossen gezzerten Fusses!
Weitere Skurrilitaeten, die mir waehrend meiner froehlichen Endurorunden
bzw. dem ganzen WE auffielen:
- eine silberschwarze Kati mit dem "alten Sack" als Gallionsfigur, im
Rollstuhltempo bewegt ;-)
- Jede Menge Kameraleute an allen moeglichen Ecken, t.w. ziemlich
professionell ausgeruestet (mit Kruecken und Stativen ;-)
- eine kaempferische Navema, die trotz frustrierender "ichspringnichtan"
Husky auf dem hochroten Kopf ueber dem blaugelben Husky-Shirt immer ein
mildes Laecheln hatte
- Marcs versteinertes LSD-Grinsen und die ploetzliche Reduktion seines
Wortschatzes auf "GEIL, GEIL, GEIL GEIIIIIIILLL!!"
- ein freundlicher Schulterklopfer auf der Schottergeraden von Thorsten
N. als kleines Dankeschoen fuer's Platzmachne (HUMPF! ;-)
- ein gutgelaunter R11GS-Rüdiger, der die Endurorunden offensichtlich
als Erholung vom Betreuen der Rundezaehler nutzte
- Ueberhaupt lauter gutgelaunte Menschen
- die Indianerschreie des Thorsten B., als Kompensation fuer seinen
leisen TT-Auspuff
- Astrid, die sich am Fr. aeusserst wacker auf der Crosspiste schlug,
obwohl dies ihr erster Tag im Gelaende mit ca. 2 Monaten
Motorraderfahrung war

Naja, ich will mal endlich zm Ende kommen. Abends wurden dann noch ein
paar Katzen auf den Grill geworfen und gefeiert - letzteres die einen
mehr, die anderen weniger. Es gibt halt Leute, die koennen gut Enduro
fahren, und dann gibt's welche, die koennen halt laenger feiern. Naja,
Thorsten B. gibt's auch noch. ;-) 
Ach ja, und dann gibt's noch welche, die homoeopathische Mengen ekligen
franzoesischen Rotweins (immerhin diesmal wenigstens trocken) absolut
nicht vertragen und zu einer Karikatur ihrer selbst werden, weil sie den
Frust ihrer Niederlage mit schnellem Alkoholgenuss zu bekaempfen suchen
*vvbeg*.
Der folgende Sonntag klang dann mit letzten vormittaeglichen Runden und
diversen Moppedtauschs aus, und die harten Maenner und Frauen verteilten
sich viieeel zu frueh in die Windrichtungen (naja, in den Sueden halt,
vielleicht auch mal Suedosten oder so), aus denen sie gekommen waren.

Fazit: GEIL!

Steffen



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