From: Peter Koellner, peter@mezzo.net
Subject: Wieder auf der Insel...
Date: 25 May 1999 16:29:23 GMT
Organization: Hades

Das wars mal wieder. Um es gleich zu sagen: Naechstes Jahr nach Wien komm 
ich nur, wenn ich diesmal WIRKLICH zwei Wochen Urlaub kriege. Nochmal
mach ich das nicht... Gaaaanz bestimmt!

Am Donnerstag hatt ich noch so bis um Freitag morgens viertel nach vier 
gearbeitet.
Ich bin dann schnell nach Hause, hab das Geraffel zusammengeklaubt
und bin Richtung Palma abgeduest. Da war ich so um 6 Uhr morgens und 
natuerlich viel zu frueh, weil das Ticketbuero erst um halb sieben 
aufmachte. Na egal. Als es soweit war, hab ich kurz meine vorlaeufige
Residencia vorgezeigt und dafuer die sagenhafte Ermaessigung von ...
0% erhalten. Der Typ hat mich glatt reingelegt. Demnaechst muss ich doch
noch mal n bisschen Spanisch lernen. Fuer die die es interessiert:
Der Tarif fuer eine einfache Fahrt Palma-Barcelona mit der Trasmeditteranea
Schnellfaehre liegt bei 12000 und ein paar Peseten. Zwischendurch geht auch 
noch eine normale Faehre, aber die sollte man sich nach Moeglichkeit ersparen.
Acht Stunden auf so nem Kahn sind einfach zu aetzend.

Unterwegs habe sie dann in der Flimmerkiste "Dante's Peak" gezeigt. Ich weiss
nicht genau, ob mir von dem daemlichen Film oder dem Geschlinger so kotzuebel
wurde, vielleicht haett ich auch das Baguette nicht essen sollen. Normaler-
weise werd ich ja nicht so schnell seekrank, aber wenn man nach nem 12-
Stundentag auf Tour geht, kann das schon mal passieren.
Vier Stunden spaeter um 12 lief das Schiff dann im Hafen von Barcelona ein.
Das ist schon ein ziemlich imposanter Anblick, mit Kreuzfahrtschiffen und
Frachtern aus allen Winkeln der Welt, mit der Seilbahn qher ueber die Hafen-
becken und den futuristischen Gebaeuden der Hafenverwaltung und von
der Expo.
Weniger futuristisch war es, von Hafen aus erst ne Tankstelle zu finden
(bin schon auf Reserve in Alaro losgefahren) und dann die richtige Autobahn
zu finden. In England ist das recht gut geloest: Da steht halt auf den
Schildern  "To the North" "To the Southwest" "London". Weiss ich denn,
ob ich in Richtung Tarragona muss? Liegt das noerdlich oder suedlich?
Eine Stunde und einen Kartenkauf spaeter war ich auf der A19 Richtung
Frankreich. 200 km spaeter heizte ich durch die Pyrenaeen. Da scheinen
reichlich haeufig Sturmwinde zu wehen. Sie kamen immerhin schoen abwechselnd
von vorne, von links und von rechts, so dass ich mit schmerzendem Nacken 
mit 140-160 gen Norden schlingerte. Bei Lyon versagte dann der Routen-
planer total. Auf der Roadmap stand "Girans A7-A47" oder so, und ich nahm
das als Hinweis, auf die A47 Richtung Girans abzubiegen. Ich haengte mich
also auf die richtige Spur und fuhr hinter einem Laster her. Ploetzlich sah
ich im Augenwinkel eine VERDAMMT kurze Ausfahrtspur rausgehen. Zu spaet!
Also flugs noch zehn km bis zur naechsten Ausfahrt und wegen dem Stau auf
der Gegenseite ueber Landstrasse zurueck und wieder auf die Bahn nach Girans.
Das ging dann aber verdaechtig Richtung Suedwesten (Ich fahr normalerweise 
immer nach Sonnenstand). Nach ner Stunde hin und herkurven kam ich dann auf 
die Idee, einfach weiter Richtung Paris zu fahren. Nach einem kurzen 
Ausflug auf die Lyoner Peripherique (Peage) landete ich auf der A7, wo
die franzoesischen Strassenbaumeister nach ca. 20 km gnaedigerweise
einen Hinweis angebracht haben, dass diese Dosenbahn nicht nur nach Paris,
sondern rein zufaellig auch nach Dijon geht.

Der Rest des Abends verging dann wie im Fluge ueber Dijon, Langres,
Nancy, Metz, Saarbruecken, und dann noch kurz ueber die A6 und am Kreuz 
Frankenthal nach Worms. So um halb drei morgens war da. Und was soll ich 
sagen? WEICHEIER! Alle schon in der Koje! Ich hab mir dann noch ein paar Bier
genehmigt das Zelt aufgebaut und bin pennen gegangen.
Leider hab ich vom Samstag nicht allzuviel mitgekriegt. Ich war ziemlich
kaputt und hab bis halb vier gepennt. Dann war es schon Zeit ein bisschen 
was zum  fruehstuecken einzukaufen.
Irgendwann war dann noch der Soundcontest. Nachdem Thomas Erkes den
absoluten Rekord gesetzt hatte (zweistellig!) dacht ich mir, ich muss das auch 
probieren. Und was war? 4. Platz, 116 dB!

Zum Erholen von der Hinfahrt hab ich dann noch ein paar mit Steaks belegte
Broetchen gefuttert. Das hat immerhin gereicht, das ich nicht mehr total 
fertig, sondern nur noch einigermassen kaputt war. Ich hab mich aber
trotzdem ganz gut unterhalten. Auch die diversen Showeinlagen wie 
das Dreier-Trial waren grell!

Irgendwann hab um drei hab ich mich dann hingelegt. Das ist echt atzend, 
wenn man auf ner Fete ist und weiss, dass man am naechsten Tag noch halb 
Europa durchqueren muss.

Leider blieb denn auch keine Zeit mehr fuer die O-Fahrt. Sonntag morgen 
wurde rasch das Zelt abgebaut, ebenso rasch noch der halbe Daumen
aufgerissen beim Versuch, einen Hering gerdadezubiegen (Danke an Thomas
und Anja fuer die aerztliche Betreuung ;-) ) und ein Very-Fast-Food-
Fruehstueck runtergeschlungen, bevor es um 12 wieder los ging.

Nachdem die Hinfahrt schon 14 1/2 Stunden gedauert 
hatte, dacht ich mir, auf der Rueckfahrt sollte ich vernuenftig sein
und das ganze in zwei Etappen machen... Nun ja. kurz hinter Lyon (18:00)
war Halbzeit (ca. 650 km), und ich dachte mir: Wenn ich hier
uebernachte, muss ich morgen schon in aller fruehe aufstehen, wenn ich
es noch rechtzeitig zur Faehre schaffen will. Also: GAAAS!
Die A9 durchs Rhonetal ist fuer ne Dosenbahn ganz OK. So ab Tempo 230
sollte die anfangen, Spass zu machen. Sie schlaengelt sich halt durch die 
Voralpen und an der Rhone entlang.
Ueber das gesamte Wochenende war in Frankreich fuer Moppeds frei fahren. An 
den Mautstellen hatten sie jeweils eine verengte Spur ohne Schranke, wo man 
ohne Peage durchkam. Der Sprit war mit FF 6.99 teuer genug. Und da ich
mit konstant 160-180 km/h da runtergebrettert bin (5.Gang, 6500-7500 rpm, 
hart am roten Bereich) musste ich reichlich oft tanken.

An der Tanke bei Orange hab ich mich dann son Stuendchen mit ein paar
Fernfahrern festgequatscht. Der eine kam irgendwo von nahe anner 
polnischen Grenze und kriegte sich gar nicht mehr ein: Ne MuZ
mit Dortmunder Nummer und von Mallorca... Na ja.

Dann war es also ungefaehr 21:00 und langsam Zeit, einen Campingplatz
zu suchen. Es waren aber immer noch 400 km bis Barcelona, und ich schaff
mit allen Tankpausen so ziemlich genau 100 km pro Stunde. Also denk ich mir,
ich fahr noch so 200 km und mach Montag ne erholsame kleine Runde fuer den
Rest. Kurz und gut: als ich die spanische Grenze ueberquerte, wars 
so in etwa Mitternacht. Seltsam... Direkt hinter der Grenze wurd es direkt 
5 Grad waermer. Ich bin dann aber in Figueras von der Autobahn runter
und in die Stadt rein. Ich wollte mir sowieso noch das Dali-Museum ansehen.
Das war ja diesal wirklich eine kurze Etappe, schlappe 1100 km!

Also bin ich noch flugs in ein Cafe gegangen, ein Bierchen trinken,
und hab mir dann ein Hotel gesucht. Das Zimmer war recht komfortabel,
sogar mit Fenster. Das ging zwar nur auf den Flur, aber egal.
Leider hat mein Wecker versagt, so dass ich etwa um 11 wach wurde.
Fein! Damit blieb nach dem Duschen noch n Stuendchen oder so fuer Dali, 
bevor die restlichen 142 km zur Faehre dran waren.
Fuer alle, die sich das auch mal ansehen wollen:
Taeglich geoeffnet, Im Sommer sogar abends zwischen 22:30 und 0:30.

Montags geschlossen.

Also war noch Zeit fuer ein Kaeffchen, und dann hatt ich eh die Nase
voll von der Dosenbahn und hab die N11 genommen. Ist wirklich eine nette
Route. Erst schwingt sich die Strasse aus den Pyrenaeen raus, und 
dann gehts am Ufer entlang. Links das Meer, rechts die Klippe, eine Kurve
nach der anderen, wie sich das fuer ne anstaendige Kuestenstrasse gehoert. 

Nervig sind nur die Dosen und besonders die LKWs. Aber solange man die
Fahrbahnmarkierungen als unverbindliche Empfehlungen fuer
ungeuebte Fahrer betrachtet, ist das meistens kein Problem. Nur ein oder
zwei Mal war wirklich nur fuer zwei LKWs nebeneinander Platz.

So um drei war ich dann am Hafen in Barcelona. Da hab ich noch Sven 
getroffen, der gerade unseren neuen Firmenwagen aus Oldenburg abgeholt hat.
Die Faehre ("Buquebus") sieht aus wie aus nem Star Wars-Film. Das Monstrum
ist ein Katamaran und fliegt so mit 80-90 km/h uebers Wasser. Wegen der
verkehrsberuhigten Zone rund um die Haefen brauchte das Biest trotzdem fast
vier Stunden von Ablegen bis Anlegen.

Als wir in Palma ankamen, sind wir dann noch mit Gaby und Karl-Heinz
essen gegangen. Die ersten zwei Versuche schlugen komplett fehl
(Montag Ruhetag), Bei Xims's Tapas Bar gegenueber der Lonja haben wir
ne Dreiviertelstunde nicht mal was zu trinken gekriegt. Also sind wir 
beim Tiroler gelandet und haben da nen Tapas-Abend gemacht.
Irgendwann nach Mitternacht und eine halbe Flasche Wein und diverse 
Koestlichkeiten wie Gambas in Oel, Datteln in Schinken, Churizitos,
Tintenfischsalat etc spaeter,  hab ich dann noch die restlichen 20 km nach 
Alaro abgerissen.
Kurz vor 1 Uhr morgens bin ich dann nach 2691 km wieder zu Hause 
eingeschlagen. 

-- 
Peter Koellner                               DoD #1929
1997'er MuZ Skorpion Cup, orange                              RRR #1001